Herr Lücke, warum nimmt die Regierung jetzt alle Gasheizungsbesitzer*innen in die Pflicht?
Gut 50 Prozent der Gasheizungen in deutschen Heizkellern sind technisch veraltet. Kurz gesagt: Sie arbeiten oft ineffizient und verursachen in den Haushalten hohe Betriebskosten, zusätzlich zu den hohen Gaspreisen. Ein kurzfristiger Heizungsaustausch würde allerdings viele Besitzer überfordern. Umso wichtiger ist es, dass ihre vorhandene Anlage sparsam läuft. Denn viele Gasanlagen sind nicht optimal eingestellt und verbrauchen mehr Gas als nötig. Deshalb hat die Bundesregierung die verpflichtende Heizungsüberprüfung eingeführt. Mittelfristig sollen dadurch die Betriebskosten der Haushalte sinken – etwa durch eine verbesserte Heizungsregelung und andere Optimierungsmaßnahmen. Gleichzeitig spart Deutschland so noch mehr Gas und auch CO2.
Was wird bei der Heizungsüberprüfung gemacht?
Der Fachbetrieb schaut sich Ihre Anlage an, findet eventuelle Mängel und prüft, ob sich die Effizienz mit Änderungen an den Betriebseinstellungen oder anderen einfachen Maßnahmen optimieren lässt. Beim Hausbesuch werden Fragen wie diese geklärt: Ist die Anlage schon auf einen effizienten Betrieb eingestellt? Sind wärmeführende Leitungen und Armaturen vollständig und gut gedämmt, vor allem im Keller und in unbeheizten Räumen? Wurde bei Ihnen schon ein hydraulischer Abgleich gemacht? Ist noch eine ungeregelte Heizungspumpe installiert? Abschließend gibt Ihnen der Fachbetrieb schriftlich seine Empfehlungen für eine spätere Heizungsoptimierung an die Hand.
Welche Betriebe dürfen den Heizungs-Check vornehmen?
Das kann beispielsweise der Installateur sein, der Ihren Wärmeerzeuger eingebaut hat oder der die Anlage wartet. Auch Schornsteinfeger und Energieberater dürfen den Check durchführen. Beachten Sie dabei eventuell bestehende Wartungsverträge, um Ihre Garantieansprüche nicht zu verlieren.
Was kostet ein Heizungs-Check?
Das hängt vom Aufwand ab. Richten Sie sich auf Kosten in Höhe von etwa 50 bis 150 Euro ein. Bei einem separaten Termin wird es teurer. Deshalb: Fragen Sie Ihren Installateur oder Schornsteinfeger, ob er die Überprüfung beim nächsten Wartungs- oder Überprüfungstermin gleich mit erledigt. Arbeiten, die über den Kurz-Check hinausgehen, wie etwa die Dämmung wärmeführender Leitungen oder die aufwendige Heizungsoptimierung, kosten natürlich extra. Aber die Investition lohnt sich, weil Ihr Energieverbrauch und Ihre Betriebskosten spürbar sinken. Die Ausgaben für die Optimierung haben Sie oft nach wenigen Jahren wieder drin. Und natürlich tun Sie etwas für den Klimaschutz.
Lässt sich durch eine andere Heizungseinstellung denn so viel Energie sparen?
Das Thema Heizungsregelung wird gerne unterschätzt. Dabei kann eine verbesserte Einstellung den Gasverbrauch deutlich reduzieren – gerade bei älteren, schlecht gedämmten Bestandsgebäuden. Das Ziel ist es, dass die Zimmer am Tag möglichst konstant sowie bedarfsgerecht beheizt werden und die Temperatur in der Nacht automatisch abgesenkt wird. Empfehlenswert ist auch der hydraulische Abgleich. In Mehrfamilienhäusern lassen sich damit bis zu 15 Prozent Heizenergie sparen. Die Maßnahme kann sich aber auch für Ein- und Zweifamilienhäuser lohnen. Verpflichtend ist der hydraulische Abgleich nach einer neuen Verordnung der Bundesregierung aber nur für Häuser mit Gasheizungen ab sechs Wohneinheiten.
Was bewirkt ein hydraulischer Abgleich der Gasheizung?
Er sorgt dafür, dass durch alle Heizkörper die richtige Wassermenge fließt. Wasser sucht sich nämlich immer den Weg des geringsten Widerstands, das bedeutet: Es fließt lieber durch kurze, dicke statt lange, dünne Rohre. Dadurch bekommen Räume, die weiter entfernt vom Heizkessel liegen, oft zu wenig Heizwasser ab. In der Folge werden dort die Heizkörperventile auf die höchste Stufe gedreht. Oder es wird die Vorlauftemperatur oder der Druck der Umwälzpumpe erhöht. Bei den Heizkörpern mit zu viel Wasserdruck vom nahen Heizkessel dagegen können die Thermostate nicht mehr effektiv arbeiten. All das verschwendet wertvolle Heizenergie. Nach einem hydraulischen Abgleich werden sämtliche Räume gleichmäßig mit Wärme versorgt.
Wie teuer ist ein hydraulischer Abgleich?
Tipp: Für den hydraulischen Abgleich samt Einbau der erforderlichen Thermostatventile und einer hocheffizienten Umwälzpumpe erhalten Sie vom Bund 15 Prozent der förderfähigen Kosten als Zuschuss. Unterstützt wird die Heizungsoptimierung bei Gasheizungen, die nicht jünger als zwei und nicht älter als 20 Jahre sind. Mehr zur Bundesförderung für effiziente Gebäude erfahren Sie hier.
Als reine Dienstleistung kostet der hydraulische Abgleich für ein Einfamilienhaus mit zehn Heizkörpern ab etwa 650 Euro. Die Handwerker rechnen mit mindestens anderthalb Stunden Arbeitszeit. Das Angebot umfasst die Datenerhebung, die Ermittlung des Heizbedarfs für jeden einzelnen Raum (Heizlast) sowie die Einstellung der Thermostatventile, der Umwälzpumpe und der Regelung. Damit der Abgleich durchgeführt werden kann, müssen Ihre Heizkörper voreinstellbare Thermostatventile haben. Andernfalls müssen diese nachgerüstet werden. Kostenpunkt: etwa 30 Euro je Heizkörper. Wenn Sie gleich auch eine hocheffiziente Heizungspumpe einbauen lassen, fallen zusätzliche Kosten von rund 350 Euro an. Doch bei den aktuellen Strompreisen lohnt sich der Pumpentausch, weil Sie damit rund 80 Prozent Betriebsstrom sparen.
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