Auf die Zukunft
Natürlich sahen die Autos etwas anders aus als in den 1970ern, aber sie flogen nicht, und wir lebten nicht auf einem anderen Planeten, sondern immer noch in Bielefeld, München oder Gelsenkirchen. Die Computer waren kleiner als wir dachten und noch weit davon entfernt, die Weltherrschaft zu übernehmen. Kurzum: Wir hatten uns das irgendwie anders vorgestellt. Aber dann kommt 2007 das erste iPhone und alles ändert sich. Heute können wir uns ein Leben ohne Smartphone nicht mehr vorstellen und finden es nicht komisch, dass Autos auch ganz allein fahren können. Wir kommunizieren mit digitalen Sprachassistenten, die uns wecken, die Welt erklären, für stimmungsvolles Licht und Musik sorgen, uns Kochrezepte vorlesen und entsprechende Einkaufszettel schreiben.
All das bedeutet sehr viel für die Zukunft. Denn wenn wir sehen, was heute schon geht, was – bitte schön – ist dann morgen möglich? Viel, sagen diejenigen, die darüber beruflich forschen. Denn dann übernimmt das, was digitale Sprachsysteme wie Amazons Alexa oder Googles Assistant schon heute für uns tun, ein echter Roboter. Das Bad putzen, den Müll rausbringen, die Spülmaschine ausräumen und obendrein was Leckeres kochen? Das haben Roboter heute noch nicht drauf. Aber wagen wir doch einfach mal eine Zeitreise ins Jahr 2030 und werfen einen Blick in das Haus einer ganz normalen Familie.
Robert schmeißt den Haushalt
Wir klingeln, die Tür öffnet sich und vor uns steht ein Roboter. Er sagt, dass er uns schon erwartet hat und bittet uns hinein in die gute Stube (denkt der wohl, wir hätten zehn Jahre zuvor so antiquiert
miteinander gesprochen?). Drinnen dreht ein Staubsaugerroboter seine Runden – nichts, was uns vom Hocker reißt, denn solche Geräte kennen wir schon aus unserer Zeit. Der Roboter – nennen wir ihn Robert – kommt mit einem Kuchen aus der Küche, den er natürlich selbst gebacken hat.
Er holt das Kaffeegeschirr aus dem oberen Regal der Vitrine. Für Robert kein Problem, schließlich misst er stattliche 1,75 Meter und ist damit ähnlich groß wie ein Erwachsener. Nach einem entspannten Nachmittag mit der Familie verabschieden wir uns und Robert bringt uns noch die Treppe hinunter. Roboter, inzwischen massentauglich, erledigen gut 80 Prozent aller Routinetätigkeiten im Haushalt mit links. Sie verstehen uns und lernen ständig dazu. Wie Zukunftsforscher Lars Thomsen prophezeit, wird so ein Haushaltsgehilfe rund 10.000 Euro kosten. Alternativ ließe er sich auch für knapp 150 Euro im Monat leasen.
Mein Freund, der Roboter?
Wir sind zurück im Hier und Jetzt. Zu den künftigen Aufgaben von Robotern wird auch gehören, sich mit unseren Kindern zu beschäftigen. Klar ist schon heute, dass Roboter die Kleinen in Zukunft nicht nur beaufsichtigen werden. Sie werden auch mit ihnen lernen. Oder gar für sie in die Schule gehen – zum Beispiel, wenn Kinder länger krank sind. Die Basis für all das wird schon heute gelegt. Etwa beim Forschungsprojekt Merit, an dem die Unis Bielefeld und Paderborn sowie die TH Köln beteiligt sind. Dort geht es darum herauszufinden, inwieweit Robert und seine Kollegen nützlich für die frühkindliche Sprachbildung sein können. Außerdem denkbar: Robert hilft den Kids bei den Hausaufgaben. Oder er spielt mit ihnen – entweder klassisch auf den Knien oder als große Gaming-Plattform. Kinder haben so gut wie keine Berührungsängste, denn Roboter sind für sie wie Comic-Helden positiv besetzt. Nach der „Global-Shapers“-Erhebung des Weltwirtschaftsforums von 2017 erwarten jüngere Menschen mehr Technik in ihrem Alltag und Arbeitsleben. Robotik und künstliche Intelligenz sind für sie die wichtigsten Gegenwartstrends.
Zu Hause statt Pflegeheim
83 Prozent der Deutschen können sich laut einer Umfrage im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung vorstellen, zu Hause einen Service-Roboter zu nutzen, wenn sie so im Alter länger in den eigenen vier Wänden wohnen können.
Ein Roboter könnte auch für hilfsbedürftige Senioren eine Lösung sein, die so lange wie möglich zu Hause bleiben möchten. Das sähe dann so aus: Robert sagt seinem Besitzer, welche Tablette er einnehmen muss, übernimmt Telefonate, liest vor, kocht Tee – und holt im Notfall Hilfe. Angesichts des Fachkräftemangels in der Pflege eine interessante Option.
Um akzeptiert zu werden, dürfen Roboter uns aber nicht zu sehr ähneln, haben Koblenzer Forscher festgestellt: Je menschlicher ihre Züge, desto unbehaglicher fühlten sich die Probanden der Studie.
Robert und seine Kollegen begleiten uns im Alltag, packen an und helfen uns, wo immer sie
können. Insgesamt entlasten sie ihre menschlichen Kollegen so insbesondere in den Bereichen,
in denen es eben nicht auf menschliche Nähe, auf Wärme ankommt. Auf jeden Fall –
das steht jetzt schon fest – es gibt in Zukunft genug für Robert & Co. zu tun!
Beispiele aus dem Roboter-Leben
Sparringpartner
Forpheus sieht ein wenig so aus wie eine Riesenspinne und kann Tischtennis spielen. Er erkennt, wie sich sein Gegner fühlt und passt daraufhin sein Spiel an. Ein optimaler Trainingspartner, um die menschliche Leistung zu verbessern.
Unterstützer in der Therapie
Pepper, ein 1,20 m großer humanoider Roboter, ist nach Angaben seines japanischen Herstellers Softbank Robotics der weltweit erste Roboter, der bei seinem Gegenüber Emotionen wahrnehmen und situationsgerecht reagieren kann. Künftig könnte Pepper zum Beispiel im Gesundheits- und Pflegebereich eine ganz neue Form der Therapiebegleitung ermöglichen.
Kuschelrobby
Als erste Einrichtung in Nordrhein-Westfalen testet das St. Nikolaus Hospital in Kalkar die Robo-Robbe Paro an ihren Demenz-Patienten. Die Plüsch-Robbe reagiert auf Berührung, Streicheln und die menschliche Sprache.
Avatare in der Schule
Kinder, die langzeit- oder chronisch krank sind, können schon heute einen Roboter-Avatar für sich zur Schule schicken. Der AV1 lässt die Schüler über eine App am Unterricht interaktiv teilnehmen – mit Augen, Ohren und Stimme!
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