Süß, cremig, einfach lecker…

Imkerhonig

Es ist zwar Wochenende und erst 10 Uhr morgens, doch ich stehe bereits an meinen Völkern. Die ersten Bienen sind schon ausgeflogen, um den warmen Sommertag zu begrüßen.
Heute ist für mich wieder Arbeit angesagt:  Die Honigernte steht kurz bevor und es gilt zu prüfen, ob der Honig schon reif ist. Das ist dann der Fall, wenn der Wassergehalt unter 18 % beträgt. Ein höherer Wassergehalt würde zwar eine größere Menge ergeben, aber auch schlechteren Honig und das möchte ich nicht.
Doch woher weiß ich, dass es so weit ist? Nun, entweder haben die Bienen die Waben bereits verdeckelt und die Ernte kann beginnen, oder es tropft noch aus den Waben, wenn ich diese ein wenig schräg halte. Dann muss ich noch etwas warten.

 

Der prüfende Blick zeigt: es kann losgehen. Die Waben sind nahezu vollständig verdeckelt und es tropft nichts. Darum lege ich die Bienenfluchten auf und verabschiede mich für die nächsten 24 Stunden von den Völkern.
Dann geht es los: ich muss die durchweg gut gefüllten Honigzargen zügig ins Auto laden. Sie sind nahezu bienenfrei - die Bienenfluchten haben super funktioniert. Dumm nur, dass ich nur vier Fluchten für sechs Völker habe… Zweimal heißt es also: jede Wabe ziehen und alle Bienen vorsichtig von den Waben fegen (und eines ist klar: es sind nicht gerade wenige!!).

 

Ganz schön schweißtreibend!!! Aber es hat sich gelohnt. Nach gut eineinhalb Stunden ist der erste Teil der Arbeit geschafft, alles ist im Auto eingeladen. Weiter geht’s zu Hause. Ab in den Bienenkeller – dort steht bereits alles für die weitere Ernte bereit.

Die prall mit Honig gefüllten Waben müssen nun vom Wachs befreit werden.

Auch das dauert und ist eine ganz schön klebrige Angelegenheit….

Gut, dass meine Frau mir dabei hilft ?

Wabenbearbeitung

Anschließend kommen je vier Waben in die Schleuder. Der Honig wird dort durch mehrere Siebe von letzten Wachsresten befreit und anschließend in einen großen Eimer gefüllt, cremig gerührt und bis zur Abfüllung kühl gelagert.

 

Am Ende des Tages stehen mehr als 100 kg auf der Waage. Ein tolles Ergebnis, dazu noch bei einem sehr niedrigen Wassergehalt von rund 16%.

Biene
Vorgaben deutscher Imkerbund
Qualität des Honigs wichtig

„Warum ist der Wassergehalt eigentlich so wichtig?“ fragt Ihr Euch? Auch wenn ich nicht Mitglied des deutschen Imkerbundes bin, halte ich mich an die strengen Qualitätsanforderungen, die unter anderem folgendes sagen:

 

  • Der Honig muss naturbelassen sein (sämtliche honigeigenen Inhaltsstoffe bleiben erhalten und es wird nichts hinzugefügt).
  • Der Honig wird ausschließlich in Deutschland erzeugt.
  • Der Honig weißt einen Wassergehalt von unter 18% auf (lt. unserer Honigverordnung dürfte der Wassergehalt sogar bei 20% liegen).

Kern des Themas ist, dass Honig bei einem zu hohen Wassergehalt zu gären anfangen kann. Dann wäre er nicht mehr frei verkehrsfähig. Darum lasse ich den Honig immer bis zur vollständigen Reife in den Völkern: Qualität vor Quantität ?!

 

Das gilt übrigens auch beim Thema „cremig rühren“ – mein Honig ist immer etwas fester und nicht mehr „goldgelb-flüssig“. Warum mache ich das? Der Honig, den ich ernte, hat leider einen Nachteil: Mit der Zeit fängt er an zu kristallisieren. Das ändert zwar nichts am leckeren Geschmack, doch fühlt es sich auf der Zunge komisch an und sieht im Glas auch nicht so gut aus. Daher rühre ich den Honig nach der Ernte immer wieder (cremig), damit die Kristalle so klein wie möglich werden. Rapshonig ist am Ende besonders cremig, wohingegen bspw. eine Sommertracht doch immer ein kleines kribbeliges Gefühl auf der Zunge hinterlässt. Je nach Standort und Sorte ist das Ergebnis also anders (denn Honig mit mehr Traubenzuckeranteil, wie z.B. Raps, kristallisiert halt einfach schneller als ein Honig mit einem hohen Fruchtzuckeranteil, wie zum Beispiel einem Akazienhonig).

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Sebastian Hellmund

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