Design Bikes aus Gelsenkirchen
Dirk Oehlerking baut Motorräder der besonderen Art. Einzigartige Sammlerstücke verlassen seine Werkstatt in Gelsenkirchen. Seine Design-Bikes haben Fans auf der ganzen Welt. Wir stellen Ihnen die Firma Kingston Custom und den Mann dahinter genauer vor.
Kingston Custom: Motorräder als Sammlerobjekte
Motorräder aus dem Hause Kingston Custom sind Kunstwerke. Die Frage, ob diese Maschinen überhaupt noch fahren können, bejaht Oehlerking: “Ja, die fahren alle. Es sind keine Ausstellungsfahrzeuge. Aber für meine Kunden sind die Bikes Sammlerobjekte, die sie einfach haben möchten. Sie sind etwas Besonderes.” Dieses “einfach haben” kann mitunter ein Weilchen dauern: Ein bis zwei Jahre können vergehen, bis so ein aufwendiges Gefährt fertig ist. Das liegt nicht zuletzt an der Wartezeit, denn Kingston Custom Bikes sind heiß begehrt, die Nachfrage ist groß.
Seine Kund*innen sind international. Auch die großen Motorradhersteller wie BMW, Yamaha oder Honda lassen Bikes bei ihm bauen. Dirk Oehlerkings Philosophie beim Bauen ist minimalistisch. “Clean und stylisch”, nennt er es. Kingston Custom Bikes verzichten auf Schnickschnack, aber dennoch werden alle sicherheitsrelevanten Teile verbaut, denn – wir erinnern uns – die Maschinen sollen ja fahren können. Seine Kreationen im Kingston-Design tragen ein typisches Markenzeichen: An besonderen Stellen verbaut er an jedem Motorrad eine Zündkerze, wo man sie normalerweise nicht erwarten würde.
Bikes bauen ist Vertrauenssache
Wie läuft ein Auftrag für ein Kingston Custom Bike ab? Dirk Oehlerking erklärt: “Der Kunde kommt nicht unbedingt mit einer festen Vorstellung zu mir, sondern wünscht sich ein Motorrad einer bestimmten Marke, in einem bestimmten Stil oder auch in einer gewissen Farbe. Ansonsten habe ich freie Hand.” Ideen kommen ihm oftmals erst, wenn er bei der Maschine sämtliche Verkleidungen und Kleinteile entfernt hat (das sogenannte Strippen) und das Motorrad “nackig” vor ihm steht. Oehlerking kann seine Kreativität voll ausleben, wenn er seine Bikes baut. Dabei ist die Beziehung zwischen ihm und seinen Kund*innen von großer Bedeutung. Er betont, dass es bei einem Auftrag in erster Linie auf das Vertrauen ankommt.
Damit er weiterhin das volle Vertrauen seiner Kund*innen genießen kann und Kingston Custom-Motorräder Unikate bleiben, hat er 2016 beim Patentamt Designschutz angemeldet. So will er sich und seine Custom Bikes vor Kopien schützen.
Oehlerkings neuester Coup: Die BMW R18
Ein Bike aus seiner Schmiede, das zuletzt in der Szene für Aufsehen gesorgt hat, war die von ihm neu designte R18 von BMW. Ursprünglich ein sogenannter Cruiser im Retrodesign, machte Dirk Oehlerking im Jahr 2020 aus dem Motorrad ein einmaliges Stück mit jeder Menge Charakter. Echte Handarbeit, wie man sie aus dem Hause Kingston Custom kennt. Zunächst zerlegte er die Maschine in ihre Einzelteile, um “ihre Seele zu spüren”, wie er sagt. Für ihn handelt es sich nicht um den bloßen Prozess des Auseinanderschraubens, sondern um einen Vorgang, der jede Menge Verantwortung und Respekt vor dem Bike erfordert. Das Projekt verfolgte ihn laut eigenen Angaben sogar bis in den Schlaf.
Dirk Oehlerking – ein Mann mit Benzin im Blut
Die Leidenschaft für Motorräder wurde ihm mehr oder weniger in die Wiege gelegt. Oehlerking wuchs als Kind eines ebenfalls motorradbegeisterten LKW-Fahrers in der Nähe von Hannover auf und konnte sich in der ländlichen Umgebung auf motorisierten Zweirädern voll austoben. Sein erstes Motocross-Rennen hat mittlerweile einen festen Platz in seiner Biografie: Er büxte im jungen Alter von 13 Jahren von zu Hause aus, lieh sich eine Yamaha, stieg mit Gummistiefeln aufs Bike – und fuhr mit dem Siegerpokal nach Hause. Es folgten weitere Titel und Erfolge, so wurde er zum Beispiel 1985 deutscher Meister und nahm an der Weltmeisterschaft in Spanien teil. Seine Sammlung an Pokalen und Medaillen ist mittlerweile beträchtlich.
Die eigene Manufaktur mitten im Ruhrpott
Die beruflichen Erfahrungen, die er in der metallverarbeitenden Industrie sammelte, gepaart mit seiner langjährigen Leidenschaft für Motorräder machen ihn zu einem weltweit gefragten Customizer. Zuvor arbeitete er einige Jahre lang als Motorradhändler, doch das erfüllte ihn nicht zu 100 Prozent. Es sollte mehr sein als nur Ölwechsel und Reparaturen.
Außergewöhnliche Motorräder wollte er selbst entwerfen, planen und bauen. Diesen Traum lebt er seit rund zehn Jahren. Er besitzt seine eigene Werkstatt mitten im Ruhrpott und kann dort von früh bis spät schrauben – da ist es besonders praktisch, dass er nur 800 Meter von seiner Werkstatt entfernt wohnt. Wer bei Werkstatt an ein Schrauberchaos denkt, liegt übrigens ziemlich falsch. Die Kingston Custom Bike Schmiede ist komplett im Vintage-Stil gehalten. Blechschilder, Werbetafeln und allerhand Schmuckes aus vergangenen Tagen – passend zu seinen Motorrädern.
Was hat es eigentlich mit dem Namen auf sich? Kingston Custom leitet sich von seinem Nachnamen ab. “Als Motorradking wollte ich mich nicht unbedingt bezeichnen, daher bin ich nach ein wenig Grübelei bei diesem Namen gelandet”, so Dirk Oehlerking. Mit Jamaikas Hauptstadt oder anderen Orten habe der Name aber nichts zu tun, fügt er hinzu.
Bildquelle:
Dirk Oehlerking - Kingston Custom Bikes Gelsenkirchen