Nachhaltig investieren – aber wie?

Sparzinsen waren gestern. Heute verlangen viele Banken sogar ein so­genanntes Verwahrgeld, wenn Ihre Einlagen auf Giro- und Tagesgeldkonten einen bestimmten Freibetrag überschreiten. Auf der Suche nach Alternativen interessieren sich immer mehr Menschen für nachhaltige Anlageformen. Welche Möglichkeiten gibt es, was gilt es zu beachten und wo finden Sie verlässliche Informationen?

Mit gutem Gewissen Geld verdienen

Eine Umfrage des vzbv Verbraucherzentrale Bundesverbands von 2020 zeigt: 53 Prozent der Verbraucher*innen in Deutschland sind grundsätzlich bereit, ihr Geld nach ethischen, sozialen oder ökologischen Kriterien anzulegen.

ökologisch oder sozial verantwortungsvolles Investieren

Nachhaltige Investments sind gefragt. Allgemein versteht man darunter, dass die Einlagen unsere heutigen Bedürfnisse befriedigen, ohne die Ressourcen kommender Generationen zu schwächen. Genauer gesagt, wollen Anleger­*innen ökologisch oder sozial verantwortungsvolles Handeln fördern. Doch was das genau bedeutet, beantwortet vermutlich jede*r ein wenig anders.

Hellgrün oder dunkelgrün?

So lautet die Kurzform der Frage, was Sie von einer nachhaltigen Anlage erwarten. Legen Sie Ihre persönlichen Maßstäbe fest: Wollen Sie sicher­gehen, dass Sie keine Kinderarbeit, Atomkraft oder schädliche Monokulturen unterstützen? Oder möchten Sie zum Beispiel gezielt in Unternehmen oder Projekte investieren, die erneuerbare Energien erschließen und so die Energiewende vorantreiben? Wenn Sie wissen, worauf es Ihnen ankommt, können Sie gezielt danach suchen oder konkrete Angebote überprüfen. Denn DAS nachhaltige Investment gibt es nicht.

Welche Anlageformen sind verfügbar?

Kurz erklärt: Indexfonds

Ein Indexfonds (ETF) hat keine*n Manager*in, sondern bildet einen Aktienindex wie etwa den DAX ab. Weil meist sehr viele Unternehmen und Branchen in einem ETF stecken, steht er für ein breit gestreutes und damit minimiertes Risiko. Zugleich sind die Gebühren niedriger, da das Management entfällt. Solche Fonds werden zunehmend auch als Sparplan angeboten.

Welche Anlageformen sind verfügbar?

Wenn Sie nachhaltig investieren wollen, haben Sie dieselben Optionen wie bei einer konventionellen Ausrichtung:

 

  • Eher selten stehen Zins- und Sparanlagen zur Verfügung, die ethischen, sozialen oder ökologischen Zielen gerecht werden.
  • Die Zahl nachhaltiger Fonds nimmt zu – ob aktiv gemanagte Aktienfonds oder sogenannte Indexfonds (ETFs). Die Umsetzung des jeweiligen Anspruchs hängt bei den Aktienfonds von den Manager*innen ab, während Indexfonds festgelegten Kriterien folgen.
  • Beteiligungen an nachhaltigen Projekten in Form von geschlossenen Fonds oder Genussrechten versprechen meist eine hohe Rendite und eine unmittelbar positive Wirkung Ihrer Investition.

Wo nachhaltig draufsteht …

… kann aktuell alles Mögliche drinstecken. Was nachhaltige Geldanlagen ausmacht, ist (noch) nicht definiert. Verlässliche Mindeststandards sind ebenfalls Fehlanzeige. So stehen Sie als Anleger*in vor dem Dilemma, dass es zwar immer mehr Angebote mit dem Label „nachhaltig“ gibt, aber keine Sicherheit durch einheitliche Kriterien und kaum unabhängige Kontrollen.

Anspruch und Umsetzung

Einen Nachhaltigkeitsanspruch erkennen Sie meist bereits am Namen des Anlageprodukts. Neben Zusätzen wie „grün“, „Klima“ oder „Low Carbon“ sind vor allem diese beiden Abkürzungen gebräuchlich:

 

  • SRI: Socially Responsible Investment – Sozial verantwortungsvolle Investition
  • ESG: Environmental, Social and Governance – Umwelt, Soziales und Unternehmensführung

 

Dahinter können ganz unterschiedliche Strategien stehen.  So arbeiten manche Fonds mit Ausschlusskriterien und nehmen zum Beispiel keine Waffenproduzenten oder Gentechnik-Unternehmen auf. Andere orientieren sich an den globalen Zielen nachhaltiger Entwicklung der UN; der Ansatz „Best-in-Class“ konzentriert sich auf die nachhaltigsten Vertreter einer Branche.

Genau hinschauen hilft weiter

Wer wissen möchte, inwiefern und in welchem Ausmaß eine Geldanlage „nachhaltig“ ist, muss sich informieren. Für einen ersten Abgleich mit Ihren eigenen Maßstäben bietet sich das gesetzlich vorgeschriebene Informations­blatt an, das unter anderem die Anlagestrategie vermitteln muss. Nähere Auskünfte können Sie im Beratungsgespräch erfragen und das Angebot im Zweifel von einer unabhängigen Stelle wie Ihrer örtlichen Verbraucher­zentrale überprüfen lassen.

Eigene Bedürfnisse nicht vergessen!

Natürlich sollte ein nachhaltiges Investment auch Ihrem individuellen Bedarf entsprechen. Hat Sicherheit für Sie oberste Priorität oder würden Sie für die Chance auf eine hohe Rendite auch ein höheres Risiko in Kauf nehmen? Wollen Sie jederzeit über Ihr Geld verfügen oder können Sie für eine ge­wisse Laufzeit darauf verzichten? Welche Summe möchten Sie mit Ihrem Einsatz bis wann erwirtschaften? All diese Faktoren spielen bei der Auswahl geeigneter Anlagen eine Rolle.

Lieber nicht alles auf eine Karte

Aktien und Fonds sind grundsätzlich Risiken unterworfen, zum Beispiel durch Kurs- und Währungsschwankungen. Besondere Vorsicht ist nach Ansicht von Expert*innen bei Einzelinvestitionen geboten: Wer sein Geld zum Beispiel in einzelne Solarparks oder  Aufforstungsprojekte anlegt, kann schlimmsten­falls alles verlieren.

Wo können Sie sich informieren?

Grundsätzliche Orientierungshilfen finden Sie bei der Verbraucherzentrale und der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht.

Eine Liste der 43 Fonds, die 2021 für besonders anspruchsvolle Strategien ausgezeichnet wurden, hat Utopia veröffentlicht.

In der „Datenbank Nachhaltiges Investment“ des Sustainable Business Institute e.V. finden Sie rund 400 Publikumsfonds, die nach eigenen Angaben Nachhaltigkeitsaspekte berücksichtigen. Die Datenbank soll Ihnen ermöglichen, passende Fonds nach Ihren eigenen Kriterien zu finden.

Hilfestellung zum Thema Nachhaltigkeit bieten zum Beispiel das Magazin ECOreporter.de oder das FNG Forum Nachhaltige Geldanlagen e.V. Das Forum hat unter anderem das FNG-Siegel als Qualitätsstandard für Nachhaltige Investmentfonds entwickelt.

2021 hat Stiftung Warentest 184 Nachhaltigkeitsfonds untersucht; die Ergebnisse können Sie für 5 Euro freischalten.

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