Vorteile einer Dachbegrünung für Mensch und Klima

Die Sommer in Deutsch­land werden spürbar heißer. In großen Städten kann der Temperatur­unterschied zum Land bis zu zehn Grad betragen. Trotz­dem ist es auch in der Stadt nicht überall gleich heiß. Schon eine kleine Grün­anlage mit einem einzelnen Baum kühlt die nähere Umgebung merklich ab, weil Erde und Pflanzen sich weniger stark aufheizen als versiegelte Flächen. Die Wirkung solcher „Kälte­inseln“ reicht weit bis in bebautes Gebiet hinein. Für ein gutes Stadt­klima sind daher viele kleine Grün­flächen wertvoller als eine einzige große. Hier kommen die grünen Dächer ins Spiel: Sie bringen nicht nur ein Stück lebendige Natur zurück in dicht bebaute und besiedelte Gebiete, sondern haben auch einen kühlenden Effekt auf ihre Umgebung.

Hängende Gärten und skandinavische Grasdächer

Dachbegrünungen gibt es schon seit vor­christlicher Zeit. Im Orient wurden nach Über­lieferungen die ersten Dächer mit Bäumen und Sträuchern bepflanzt. Selbst bei Glut­hitze hielten sie das Innere des Hauses schön kühl. Das berühmteste Bei­spiel sind die „Hängenden Gärten von Babylon“, die zu den sieben Welt­wundern der Antike gezählt werden. Bekannt sind auch die Gras­dächer auf skandi­navischen Block­häusern. Bis etwa Ende des 19. Jahr­hunderts wurden sie allerdings mehr als Wärme­dämmung wegen des kalten Klimas angelegt.

Typisches skandinavisches Grasdach

Grüne Dächer – Vorteile im Überblick

Grüne Terrassen auf einem Gebäudekomplex
Dachbegrünung auf einer Laube
Mann sitzt schwitzend vorm Ventilator

Begrünte Dächer sind eine gute Möglichkeit, um den Folgen des Klima­wandels entgegen­zu­wirken. So verbessert sich in Häusern mit Grün­dach das Wohn­klima in den darunter­liegenden Räumen dank Verdunstung und Dämmung von oben deutlich. Im Winter hat man dadurch weniger Heiz­kosten und im Sommer klimatisiert das Grün­dach ganz natürlich. Mit einem bepflanzten Dach leistet man zudem einen Beitrag zum Klima­schutz und zur Arten­vielfalt. Selbst eine kleine Fläche – etwa der über­dachte Müll­eimer­platz oder der Car­port – lässt sich in eine Oase für bedrohte Insekten­arten wie Hummeln und Wild­bienen verwandeln.

Grün­dächer binden große Mengen an Fein­staub und CO2. Eine Modell­rechnung des Bundes­verbands GebäudeGrün e. V. ergab, dass ein Quadrat­meter Dach­grün bis zu 1,2 Kilo­gramm Kohlen­dioxid (CO2) pro Jahr aufnehmen kann. Dach­begrünungen bremsen den Regen|<wasser­abfluss und entlasten so örtliche Kanalisations­systeme und Klär­anlagen. Das belohnen manche Kommunen mit geringeren Nieder­schlags­wasser­gebühren. Bei Flach­dächern schützt die Bepflanzung die Dach­abdichtung vor extremen Wetter­einflüssen wie Hagel, Wind und starker UV-Strahlung.

Grünpflanzen fürs Dach

Welche Pflanzen für die Dachbegrünung?

Bei der Art der Bepflanzung unter­scheidet man zwischen „extensiv“ und „intensiv“. Bei exten­siver Begrünung werden spezielle Moose, Sukkulente und Gräser gepflanzt. Häufig zum Einsatz kommt Sedum, ein immer­grüner Boden­decker aus der Familie der Dick­blatt­gewächse. Aber auch Nelken­arten und Kräuter wie Thymian eignen sich. Zur Bewässerung genügt diesen Pflanzen die natürliche Nieder­schlags­menge, und sie kommen sowohl mit Hitze als auch mit Frost gut zurecht.

Eine intensive Begrünung wiederum ermöglicht regel­recht üppige Dach­gärten mit Rasen­flächen und Gehölzen, die entsprechend mehr CO2 und Fein­staub binden. Wichtiger Aspekt dabei: die Statik. Denn solche Dach­gärten können nach einem Regen sehr schwer werden. Und die Kosten sowie der Gieß- und Pflege­aufwand sind höher als bei extensiver Begrünung. 

Aufgebracht wird die Dach­begrünung in der Regel im Früh­jahr oder Herbst. Vor der Bepflanzung muss das Dach mit einer wurzel­festen Abdichtung oder einer Wurzel­schutzbahn versehen werden.

Eignet sich ein Gründach für mein Haus?

Sie möchten wissen, ob Ihr Haus für eine Dach­begrünung infrage kommt? Dann gehen Sie auf das Gründachkataster des Landes­umwelt­amts (LANUV) und geben Ihre Adresse oder Kommune in das Feld über der NRW-Karte ein.

Screenshot eines Gründachkatasters

Gründächer lassen sich bei Dach­neigungen von Null bis etwa 15 Grad vergleichs­weise standardisiert anlegen. Für alles, was steiler ist, braucht man eine Sicherung, welche die Bepflanzung und Erde bzw. das Substrat vor dem Abrutschen schützt. Ob Ihr Dach passtend ist, können Sie in einem Grün­dach­kataster prüfen. Ist Ihr Dach geeignet, werden in den Such­ergebnissen viele interessante Infos angezeigt, darunter die geschätzten Projekt­kosten, die Regen­rückhalte­kapazität, das Gewicht im wasser­gesättigten Zustand, das CO2- und Staub­bindungs­vermögen und noch vieles mehr. Das Grün­dach­kataster listet auch das Saat­gut auf, das für Ihren Standort und die dort lebenden heimischen Insekten und Vögel passend ist. Bitte beachten Sie: Das LANUV-Tool berechnet nur Dach­flächen mit weniger als 15 Grad Neigung.

Solare Dachbegrünung: bessere Erträge bei hohen Temperaturen

Solaranlage oder Gründach? Viele Eigen­tümer*innen denken, sie müssten sich für die eine oder andere Variante der Dach­nutzung entscheiden. Stimmt aber nicht, denn beides lässt sich sogar zum gegen­seitigen Vorteil kombinieren. Hätten Sie’s gewusst? Ein Grün­dach kann die Erträge einer PV-Anlage erhöhen. Denn bei zu großer Hitze nimmt die Leistung der Solar­zellen normaler­weise ab. Anders mit einer Dach­begrünung: Sie hält das Nieder­schlags­wasser länger, ein Teil davon verdunstet. Der Wasser­dampf kühlt das Dach und die Photo­voltaik­anlage; der hohe Wirkungs­grad bleibt trotz starker Sonnen­einstrahlung erhalten. Kurzum: Mit einem „Solar­grün­dach“ helfen Sie der Energie­wende, der Klima­anpassung und der Arten­vielfalt in Ihrer Region.

Förderung für Dachbegrünung in NRW

Wer sich im Zuge einer Dach­sanierung für eine ökologische Dach­begrünung entscheidet, hat in den meisten Fällen Anspruch auf Unter­stützung im Rahmen der Bundes­förderung für effiziente Gebäude (BEG). Der Sanierungs­zuschuss von 15 Prozent der förder­fähigen Ausgaben wird beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) beantragt.

Einfamilienhaus mit Dachgrün

Gutes Beispiel: Stadt Gelsen­kirchen fördert Grün­dächer und Rück­bau von Schotter­gärten

Immer mehr Kommunen im Erenja-Gebiet haben das Thema Anpassung an den Klima­wandel auf der Agenda. Die Stadt Gelsenkirchen zum Beispiel fördert Dach- und Fassaden­begrünungen bei Gebäuden innerhalb von Wärme­inseln, wo der Hitze­stau im Sommer besonders groß ist. Für neue Begrünungen können bis zu 2.000 Euro beantragt werden, für ein einzelnes begrüntes Garagen­dach gibt es pauschal 500 Euro. Der Rück­bau von Schotter­gärten, in denen kaum eine Pflanze wächst, wird mit bis zu 2.500 Euro gefördert. Wer förder­berechtigt ist und was es alles zu beachten gibt, lesen Sie hier.

Bestrebungen für eine Grün­dach­förderung gibt es möglicher­weise auch in Ihrer Stadt oder Gemeinde, fragen Sie doch einfach mal im Rathaus nach.

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Screenshot Gründachkataster NRW

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