Wie gewonnen, so zerronnen: Was ist ein Rebound-Effekt?

Haben Sie auch schon mal geträumt, dass Sie sich abstrampeln, doch Sie kommen nicht vom Fleck oder fallen sogar zurück. Frustrierend! Ähnlich ist es mit dem Rebound-Effekt, der manchmal auch Bumerang-Effekt genannt wird: Man strengt sich an, weniger Energie zu verbrauchen, schafft sich zum Beispiel besonders effiziente Geräte an, investiert in ein Balkon­kraft­werk, doch am Jahres­ende signalisiert Ihnen die Rechnung: „Sorry, hat wohl nichts gebracht.“ Schlimmsten­falls kommt sogar das Gegen­teil heraus: Der Verbrauch ist gegenüber dem Vor­jahr gestiegen.  

Grafik Bumerang-Effekt

Rebound-Effekt einfach erklärt

Wie kommt es zu diesem Rebound-Effekt? Typisches Beispiel: die Unter­haltungs­elektronik. Noch bis in die 1990er-Jahre hinein versammelte sich die ganze Familie vor der „Glotze“ im Wohn­zimmer, heute gibt es das Internet und mehrere Fern­seher im Haus. Weil diese im Stand-by-Modus wenig Strom ziehen, lässt man sie 24/7 eingeschaltet. Und mit dem TV-Gerät läuft auch der Receiver für Sky, Netflix & Co, Tablet und Smart­phone liegen sowieso immer griffbereit. Es stimmt zwar: Verglichen mit ihren Vorgängern arbeiten die Fern­seher der neuesten Generation effizienter. Doch dafür laufen sie länger und werden immer riesiger: 42 Zoll (107 cm), 55 Zoll (140 cm) und 65 Zoll (165 cm) … Doppelte Bild­schirm­diagonale heißt vier­facher Verbrauch, dazu kommen womöglich ein satter Sound und hoher Kontrast.  

Bumerang: Unser Verhalten fällt auf uns zurück

Die größten Strom­fresser im Haushalt 

Wussten Sie’s? Nahezu ein Drittel des Strom­verbrauchs daheim gehen auf das Konto von Flach­bild­fern­seher, Sound­system, Kaffee­automat, Laptop & Co. Mehr über die größten Strom­fresser im Haushalt erfahren Sie hier.  

Smartes Fernsehgerät

Fazit: Das TV-Gerät zieht nicht das an Strom, was das Produktdatenblatt vorgibt. Denn den realen Verbrauch bestimmen unsere modernen Nutzungsgewohnheiten. Statt zum Beispiel 100 Watt pro Stunde kommen bei dem geschilderten Szenario rasch 200 Watt zusammen. Rebound nennen Experten dieses Phänomen: Das einzelne Gerät arbeitet im Vergleich effizienter, aber es ist größer, läuft länger – und es sind mehr Geräte vorhanden, die noch dazu ausgiebiger genutzt werden. Man erwartet Einsparungen beim Energieverbrauch, erzielt sie in der Realität aber nicht. Die Kosten sinken, aber nicht so stark wie erhofft. Klima und Ressourcen werden geschont, aber nur in bescheidenem Maße. Wissenschaftliche Erhebungen zeigen, dass durch Rebound-Effekte 10 bis 20 Prozent, manchmal sogar 50 Prozent weniger gespart werden.   

VW Käfer und Beetle stehen sich gegenüber

Krasser Rebound beim Pkw

Was beim Haus­halt|strom nur ein paar Euro ausmacht, summiert sich beim eigenen Pkw schnell auf hunderte. Folgendes Beispiel zeigt, warum: Wog der erste Käfer von Volks­wagen noch unter 800 Kilo, bringen seine Ur-Enkel heute locker 1,4 Tonnen auf die Waage. Mit 120 Kilo­watt leisten sie fünfmal so viel, rasen doppelt so schnell, und fahren weitere Strecken. Das Resultat auch hier: Rebound. Heutige Verbrennungs­motoren arbeiten zwar vergleichs­weise effizient, doch unser Verhalten führt dazu, dass wir weniger Kraft­stoff sparen als theoretisch möglich. Sogar wer sich ein umwelt­freund­liches E-Auto zulegt, neigt oft dazu, es häufiger zu benutzen. Das frisst einen Teil der möglichen Einsparungen gleich wieder auf. Wie gewonnen, so zerronnen: Auf 40 bis 70 Prozent schätzt die Klima­schutz­organisation co2online den Rebound-Effekt im Individual­verkehr. 

Junger Mann am Flughafen guckt Flugzeug nach
Solardach auf Einfamilienhaus
Digitales Heizthermometer wird bedient

Rebound-Effekt: verpasste Chance für mehr Nachhaltigkeit

Zum Heizen werden zwar immer mehr regenerative Energien genutzt – aber die Wohn­fläche hat sich vergrößert, die Ansprüche an den Komfort sind gestiegen. Wer durchs gekippte Fenster lüftet, keine programmier­baren Thermostat­ventile nutzt und es daheim trotzdem immer mollig warm haben möchte, spart erheblich weniger als gedacht. Auf rund 10 bis 30 Prozent schätzt das Umwelt­bundes­amt das brach­liegende Spar­potenzial beim Heizen, sprich den Rebound-Effekt.  

Zudem bekräftigen Studien: Wer klima­freundlich heizt, glaubt oft, sich an anderer Stelle nicht einschränken zu müssen. Wenn Sie Ihre vier Wände energetisch saniert haben, Öko­energie beziehen oder Photo­voltaik nutzen, dürfen Sie auch mal wieder mit gutem Gefühl in den Flieger steigen. Wirklich? Exakt das ist es, was Experten einen „indirekten Rebound Effekt“ nennen: Eingesparte Kosten und ein geringerer Energie­verbrauch setzen Kauf­kraft frei, die etwa für eine Flug­reise oder sonstige Konsum­güter eingesetzt wird. Der Kauf eines energie­effizienten Geräts regt den Konsum und die Nach­frage an anderer Stelle an. Ökonomen sprechen mitunter auch von einem „systemischen Rebound Effekt“: Produkte wie Flach|<bild­fern­seher sind immer günstiger herstellbar und werden deshalb öfter gekauft; Straßen bekommen neue Spuren und ziehen mehr Verkehr an; verglichen mit Venedig oder Mallorca kostet eine Fern­reise nicht mehr die Welt … Das Rebound-Phänomen hat noch mehr Facetten: Wenn Energie sparsamer genutzt wird, senkt das den Preis, zu dem sie angeboten wird. Das lässt die Gesamt­nachfrage wieder steigen.  

Seinen CO2-Fußabdruck zu kennen, ist sinnvoll

Forschungen zeigen, aber auch die eigene Erfahrung lehrt: Wer seine Energie­verbräuche kennt oder schon mal den eigenen CO2-Fußabdruck berechnet hat, also bereits für Energie- und Umwelt­themen sensibilisiert ist, der konsumiert bewusster und zurück­haltender. Ein grüner Lebens­stil heißt auch, sich nicht so sehr über Konsum­güter und einen möglichst großen Ressourcen­verbrauch zu definieren. Das fängt bei Reisen und Mobilität an und geht bis hin zu Wohnen und Ernährung. 

Grüner Fußabdruck auf dem blauen Planeten

Grüner Lifestyle hebt Rebound-Effekt nicht auf

Die CO2-Emissionen für Ihren Lang­strecken­flug nach New York oder den Skandi­navien-Urlaub mit dem Wohn­mobil können Sie frei­willig aus­gleichen, entstanden sind sie trotzdem. Ihre Solar­anlage erzeugt klima­freundliche Energie, aber muss der finanziell lukrative Selbst­verbrauch deswegen automatisch steigen? Ihr neuer Winter­garten wird viel genutzt, aber die versiegelten Flächen und die „graue“ Energie zur Herstellung der Bau­stoffe bringt auch Ihr Öko­strom­vertrag nicht wieder zurück. Der europäische Emissions­rechte-Handel ebenso wie die freiwillige CO2-Kompensation sind sinnvolle Mechanismen und Instrumente, die ein klima­freundlicheres Verhalten fördern sollen. Den Rebound können sie verringern, komplett verhindern aber wohl kaum.   

Kennen Sie Ihren Rebound-Effekt?

Finden Sie es heraus! Über Ihren persönlichen Bereich im Erenja-Kundenportal erfahren Sie, wie sich Ihr Strom- und Gas-Verbrauch in den letzten Jahren entwickelt hat. Mit ein paar Eingaben können Sie sich registrieren und haben sofort Zugriff auf alle Ihre Daten, Verträge, Rechnungen und vieles mehr. Eine kurze Einführung in die Funktionen des Online-Portals gibt es im Erenja-Magazin.

Junger Mann blickt auf sein Handy

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