Unordnung hilft beim Überleben
Um gut durch den Winter zu kommen, brauchen Insekten vor allem Rückzugsmöglichkeiten: Orte, an denen sie ungestört und halbwegs sicher sind. Dazu gehören zum Beispiel Laubhaufen, Brombeerranken oder sogenanntes Totholz wie hohle Äste oder Stängel. Sollte Sie also bei strahlender Wintersonne die Aufräumwut packen, gehen Sie lieber spazieren. Für die Insekten ist es am besten, wenn Sie in Ihrem Garten ein wenig Unordnung halten.
Kältekünstler in Aktion
Ob Käfer, Falter oder Fliegen niedrige Temperaturen als unangenehm empfinden, wissen wir nicht. Sicher ist: Kälte und sogar Minusgrade sind für viele Insekten kein Problem; sie haben Strategien entwickelt, sich zu schützen. Die meisten von ihnen überstehen den Winter an einem geschützten Ort in der sogenannten Kältestarre. In diesem Zustand werden die Stoffwechselfunktionen nahezu vollständig heruntergefahren, sodass der Körper kaum Energie verbraucht. So können Insekten die kalte Jahreszeit in jeder Form überleben – als Ei, Larve, gut verpackte Puppe und manche sogar vollständig ausgewachsen.
Zu Gast in Ritzen, Nischen, Ecken
Als ausgewachsene Tiere überwintern zum Beispiel einige Tagfalterarten wie der Kleine Fuchs und das Tagpfauenauge, aber auch Florfliegen und Marienkäfer. Sie alle suchen sich ein Winterquartier. Falter hängen kopfüber in Nischen und Nistkästen, auf Dachböden oder in Gartenhäuschen. Käfer warten gern unter trockenen Blättern oder im Falz von Fensterrahmen aufs Frühjahr und die Mauerbiene fühlt sich auch in Schraubenlöchern von Gartenmöbeln geborgen. Eins haben sie alle gemeinsam: Sie sind froh, wenn sie einfach bleiben dürfen.
Aufwärmen verboten!
Ob Biene, Fliege, Käfer oder Schmetterling: Wen immer Sie im Winter drinnen oder draußen gut gekühlt vorfinden, sollten Sie keinesfalls ins Warme bringen! Für Insekten wäre das keine Rettung, sondern ein Todesurteil. Sobald sich ihr Körper erwärmt, verbraucht er auch Energie, findet aber keine Nahrung. Der Organismus von Insekten ist auf Winterruhe ausgelegt. Sechsbeinigen Besuch in Ihrer beheizten Wohnung dürfen Sie also im Herbst sogar guten Gewissens an die Luft setzen.
Dem Winter aus dem Weg fliegen
Auch das ist eine Strategie unter Insekten. So zieht es nicht nur Vögel, sondern auch die sogenannten Wanderfalter vor dem Winter in südliche Gefilde. Ein Beispiel: der Distelfalter. Er fliegt von Mai bis Juni bei uns ein, überwintert aber in Südeuropa. Um dorthin zu gelangen, nutzt er wie alle Wanderfalter ganz gezielt starke Rückenwinde. Auf diese Weise erreicht er Geschwindigkeiten von mehr als 100 km/h!
Zeit für einen guten Plan
Viel zu tun ist im Winter draußen nicht – aber die Pause bis zum Frühjahr lässt sich sehr gut nutzen, um einen insektenfreundlichen Naturgarten zu planen. Wichtige „Bausteine“: Sträucher und Bäume, Blühwiesen und -hecken, Staudenbeete, Totholz, Nisthilfen für Insekten, ein Teich oder eine Wassertränke, Trockenmauern. Überlegen Sie in aller Ruhe, was Sie umsetzen möchten und wo welche Elemente Platz finden könnten.
Vorfreude auf Vielfalt und Farbe
Die Fähigkeit, Farben zu sehen und Blüten zu unterscheiden, ist bei Insekten hoch entwickelt. Daher spielen Blumen und Stauden im Garten eine große Rolle. Bei der Zusammenstellung der einzelnen Pflanzen kommt es darauf an, dass möglichst immer etwas blüht, damit die Insekten jederzeit Nahrung finden. Das gilt für die gesamte sogenannte Wachstumszeit, die in Deutschland von April bis Anfang Oktober dauert. Tipps von Naturschutzprofis erleichtern Ihnen die Qual der Pflanzenwahl!
Achtung: unbedingt ungefüllt!
Mehrwert für Insekten haben nur sogenannte ungefüllte Blüten. Sie bieten freien Zugang zu den Staubgefäßen, die Nektar und Pollen enthalten. Bei gefüllten Blüten sind die Staubgefäße mit bloßem Auge nicht zu erkennen. Zusätzliche Blütenblätter behindern die Sicht – und versperren Insekten den Weg zur lebensnotwendigen Nahrung. Gefüllte Blüten sind in der Regel das Ergebnis von Züchtungen. Ein Beispiel: die gefüllten Garten-Chrysanthemen.
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