Zu schade für die Tonne

Wer kennt das nicht? Der Joghurt ist abgelaufen, der Apfel hat eine braune Stelle oder der Käse riecht etwas streng. Wir stehen öfter vor der Frage, ob Lebensmittel noch genießbar sind. In der Regel entscheiden wir uns dagegen – „zur Sicherheit“. Doch muss das wirklich sein? Und welche Folgen hat diese Vergeudung eigentlich?

 

Keine krummen Sachen

18 Millionen Tonnen Nahrung werden hierzulande jährlich weggeschmissen. Das macht rund ein Drittel aller für Deutschland produzierten Lebensmittel aus. Diese Misswirtschaft frisst erhebliche Ressourcen – von Wasser über Energie bis hin zu Ackerflächen. Zum Beispiel werden mit jedem Kilo nicht verzehrten Brots rund 1.600 Liter Wasser vergeudet, die zur Herstellung benötigt werden. Die globale Lebensmittelverschwendung ist sogar für acht Prozent der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Das fängt schon auf dem Feld an: zu klein, zu krumm oder eine kleine Macke. Obst oder Gemüse mit Schönheitsfehlern wird in der Landwirtschaft aussortiert, bevor es überhaupt auf den Markt gelangt. Zum Teil verhindern geltende Normen die Vermarktung, andererseits kaufen viele Verbraucher auch keine unperfekte Ware. Somit geht Essbares schon auf dem Acker verloren, obwohl es völlig in Ordnung und genießbar wäre.

Zu Hause sparen

Auch in der heimischen Küche wandern viele Waren vom Kühlschrank direkt in die Tonne. Oft werfen wir Lebensmittel weg, nur weil das aufgedruckte Datum auf der Verpackung überschritten wurde. Das Mindest­haltbarkeits­datum ist allerdings kein Verfalls- oder Verbrauchsdatum. Es gibt nur an, bis wann ungeöffnete Produkte bei sachgerechter Aufbewahrung auf jeden Fall noch verzehrbar sein sollten. Bei richtiger Lagerung sind die Waren auch danach häufig noch gut zu genießen. Einfach aufmachen, anschauen, riechen und schmecken. Das spart nicht nur wertvolle Ressourcen, sondern auch jede Menge Haushaltsgeld. Ungenießbare und verdorbene Ware sollte natürlich weggeschmissen werden – insbesondere bei Schimmel­bildung. Brot und viele andere Lebensmittel sollten schon bei kleinen Schimmel­stellen komplett entsorgt werden, da sich die toxischen Sporen bereits unsichtbar im Lebensmittel ausgebreitet haben könnten. Generell gilt: Je mehr Feuchtigkeit das Nahrungsmittel enthält, desto anfälliger ist es für Schimmel. Bei einigen festen Produkten, wie bestimmten Hartkäsesorten oder Karotten, kann leichter, oberflächlicher Schimmel großzügig weg­geschnitten werden, um den Rest noch zu verwerten. Und auch Kulturpilze, wie etwa beim Camembert oder der Edelschimmel bei der Salami, sind eher Gaumenfreuden statt Warnsignale. Natürlich bleibt zu Hause auch immer das eine oder andere übrig. Was also machen damit? Kochen Sie sich doch mal ein leckeres Reste-Essen-Menü. Lassen Sie Ihrer Kreativität freien Lauf oder ziehen Sie spezielle Kochbücher oder Anleitungen im Internet, wie zum Beispiel auf zugutfuerdietonne.de, zu Rate. Sie werden staunen, was sich mit Resten alles zaubern lässt.

Nachhaltig frisch serviert

Darüber hinaus gibt es viele Wege, wie auch der Handel und die Gastro­nomie effizienter und nachhaltiger mit Nahrung umgehen können. Das Ausland macht es vor: Frankreich und Tschechien haben Gesetze verab­schiedet, die vorschreiben, dass Supermärkte ihre Lebensmittelreste kostenlos an Hilfsorganisationen abgeben müssen. In den Niederlanden gibt es Restaurants, die ausgemusterte Ware als schmackhafte Reste-Essen-Menüs anbieten. Ein wichtiger Beitrag zur Nachhaltigkeit. Doch auch hierzulande hat schon ein gewisses Umdenken stattgefunden. So hat die deutsche Politik das Thema Nahrungsabfälle auf ihrer Agenda: Das Kabinett hat im Februar Pläne für weniger Lebensmittelabfälle beschlossen. Und auch in der Gastronomie tut sich einiges. Manche lokalen Restaurants bieten ihre übriggebliebenen Speisen und Lebensmittel am Ende des Tages vergünstigt an – einfach zum Mitnehmen und zu finden per App, wie bei „Too good to go“. Einige sind dazu übergegangen, für ihr Buffet kleinere Teller anzubieten, was den Verbrauch und unnötige Essensreste ebenfalls reduziert. Darüber hinaus spenden viele Händler ihre übriggebliebene Ware an die Tafeln oder andere Organisationen. Und zum Teil bieten Supermärkte Obst und Gemüse mit Formfehlern als „B-Ware“ in ihren Filialen an. Erste Erfolge, die Appetit auf mehr machen.

Guten APPetit!

Es gibt mittlerweile viele Webseiten und Apps gegen Lebensmittelverschwendung. Mithilfe der App Too good to go geben gastronomische Betriebe und Handel ihr überproduziertes Essen zu vergünstigtem Preis an Selbstabholer*Innen weiter: toogoodtogo.de

Frau schaut in Laptop

Bildrechte:

iStock, ariwasabi

Fotolia, goodluz

 

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