Mit Dachziegeln Sonnenenergie erzeugen
Was aber, wenn große Solarmodule aufgrund der Dachgeometrie oder des Denkmalschutzes nicht installiert werden können? Eine Alternative zur klassischen Aufdach-PV-Anlage sind Solarziegel, die die herkömmliche Dacheindeckung ersetzen. Sie versprechen maximale Stromgewinnung auch für „schwierige“ Dächer, obendrein sind sie optisch dezenter als klassische PV-Anlagen.
Stromerzeugenden Dachpfannen gibt es bereits seit gut 30 Jahren. Seitdem hat sich aber eine Menge getan. PaXos Solar, ein Unternehmen aus Langenfeld im Rheinland, hat nun eine Solardachpfanne aus Siliziumkristall entwickelt, die mehr als nur Strom produzieren kann: Sie liefert zusätzlich auch Wärme. „Nachhaltige Energieerzeugung ist das Gebot der Stunde. Solardachpfannen sind ein wichtiger Teil der Lösung“, ist Julian Münzberg, Projektleiter bei PaXos Solar, überzeugt. In einem Forschungsprojekt mit der Technischen Hochschule Köln wurden die Praxiseigenschaften der PaXos-Solardachziegel untersucht. Das Ergebnis: Die Pfannen sind nicht nur hitze- und wetterbeständig, sondern auch begehbar und recyclingfähig. Überdies leisten sie Brandschutz, haben eine lange Lebensdauer und erzeugen auf gleicher Fläche ähnlich viel Strom wie eine herkömmliche PV-Anlage.
Dachpfannen von PaXos Solar: Vorteile auf einen Blick
- Hybrid-System aus Photovoltaik (PV) und Solarthermie
- Hohe Langzeitperformance der PV für mindestens 50 Jahre und thermische Energie für ein ganzes Leben
- Integrierte Sicherung gegen Sturmsog und Hagelschlag
- Hohe Qualität und Haltbarkeit des PV-Moduls
- Einfache Installation, verschiedene Deckarten möglich (Einfach-, Doppel- oder Kronendeckung)
- Demontage einzelner Pfannen aus dem Verbund möglich
- Regen-, blitz- und brandsicheres Dach
- Einsatz nachhaltiger Werkstoffe und gute Recyclebarkeit
Sonnenstrom und Solarwärme
Die neueste Entwicklung von PaXos Solar ist das sogenannte Multi-Energie-Dach. Es lässt sich mit einer Wärmepumpe und einem Batteriespeicher kombinieren. Als Unterkonstruktion dient ein herkömmliches Trapezblech, auf dem Solardachziegel unterschiedlicher Designs einfach und schnell montiert werden können. Luftkanäle in der Konstruktion sorgen für Kühlung.
Hier kommen dann beispielsweise Solar-Biberschwanz-Dachziegel zum Einsatz – eine Variante, die wegen der Optik besonders für historische Gebäude interessant ist und in drei unterschiedlichen Farben angeboten werden soll. „Mit unseren Produkten wollen wir Entwicklung und Produktion von PV-Anlagen ein Stück weit zurück nach Deutschland holen“, erklärt Guido Schumacher, Leiter des Projektmanagements bei PaXos Solar. Die Patente für ihre Solardachpfanne hat das Unternehmen an einen Schweizer PV-Hersteller verkauft, die Markteinführung ist für das zweite Halbjahr 2023 geplant. Die Herstellung seines Multi-Energie-Dachs nimmt PaXos Solar dagegen selbst in Angriff, es soll ab 2024 erhältlich sein.
Welche Hersteller bieten Solardachziegel an?
Tesla-Gründer Elon Musk hat mit seiner Ankündigung, jetzt auch unter die Dachdecker zu gehen, vor einiger Zeit einen Hype ausgelöst. Doch die Markteinführung seines „Solar Roof“ lässt weiter auf sich warten. Die Konkurrenz indes schläft nicht.
Neben PaXos Solar aus dem Rheinland geht auch Autarq, ein Climate-Tech-Start-up aus Brandenburg, ins Rennen gegen Musk. Autarq ist Kooperation mit renommierten Dachziegelherstellern wie Kreaton und Jabobi Walther eingegangen, um deren Pfannen zu veredeln. Das modular aufgebaute Autarq System bietet alle Komponenten vom Dachziegel über den Batteriespeicher bis zur Wallbox fürs E-Auto. Ein traditionsreicher deutscher Anbieter ist auch die Firma SolteQ aus dem Emsland, das seine Solardachziegel seit 2010 vertreibt. Das SolteQ-Energiedach erzeugt wie das System von PaXos Solar nicht nur Strom, sondern optional auch Heizenergie. Die gesamte Dachfläche wird dabei als thermischer Kollektor genutzt. Die genannten Hersteller bieten auf ihren Websites einen Konfigurator an, der neben dem Stromertrag auch die Kosten für ein Solarziegeldach ermittelt.
Kosten für ein Dach aus Sonnenenergie
Tipp: Die staatliche Förderbank KfW gewährt mit dem Programm 270 zinsgünstige Kredite für Solaranlagen und Stromspeicher – Solarziegel eingeschlossen.
Solarziegel sind nicht billig, wenngleich ihr Preis in den letzten Jahren gefallen ist. Die Internetplattform Energieheld kommt in einer Beispielrechnung für ein Einfamilienhaus auf Kosten von 24.000 bis 28.000 Euro allein für die Solardachziegel und das Verlegen. Zuzurechnen sind bei einem Neubau noch die Kosten für die Dämmung sowie für die Eindeckung der nicht sonnenbeschienenen Dachhälfte, die allerdings ohnehin notwendig ist.
Beim Altbau entfallen diese Kosten zwar, dafür bezahlen die Hausbesitzer*innen für die solare Dacheindeckung einen „echten Aufpreis“, weil hier eigentlich keine Neueindeckung nötig wäre. Hier würde eine Aufdach-PV-Anlage mit 9.500 bis 11.250 Euro inklusive Einbau deutlich günstiger kommen, so Energieheld.
Bildquellen:
PaXos Solar_Dachfläche versetzt ohne Wellen
PaXos Solar_Glaspaket 2 Pfannen
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