Sie möchten Ihren Versorger wechseln?
Wir sagen Ihnen, worauf Sie achten müssen.

Die sinkenden Handelspreise für Strom und Gas kommen erst langsam bei den Verbrauchern an. Viele Anbieter locken da bereits mit Neukundentarifen. Wer deshalb den Versorger wechseln will, sollte einiges bedenken.

Zuerst den Bedarf checken!

Was heißt das praktisch? Achten Sie bei einem Angebot auf Grund- und Arbeits­preis, es muss zu Ihrem Verbrauch passen. 1 Cent Preis­unterschied beim Erdgas pro kWh ergeben aufs Jahr gerechnet 120 Euro oder 10 Euro pro Monat.

Junge Frau am Schreibtisch mit Laptop rechnet am Taschenrechner

Wie hoch liegt meinVer­brauch? Als Single oder Zwei-Perso­nen-Haus­halt nehme ich einen höheren Grund­preis eher in Kauf. Je höher der Jahres­verbrauch, umso wichtiger ist ein günstiger Arbeits­preis. Im Schnitt verbrauchen zwei Personen pro Jahr etwa 10.000 bis 14.000 Kilowatt­stunden Erdgas, je nach Wohnung (im Beispiel zwischen 70 und 100 Quadrat­metern). Beim Strom sind es circa 3.200 kWh für zwei Personen. Der Verbrauch schwankt allerdings sehr stark, je nach Alter und Größe der Wohnung und individuellen Gewohn­heiten. 

Vorsicht bei Tarifen mit Vorkasse!

Hier müssen Sie den zu erwartenden Gesamtjahresverbrauch im Voraus bezahlen. Solche Angebote sind zwar oft billig, aber auch tückisch. Verbrauchen Sie weniger als vorgesehen, verfällt die nicht genutzte Energiemenge. Verbrauchen Sie mehr, als Ihr Paket enthält, entstehen hohe Mehrkosten. Und wenn der Versorger insolvent geht, müssen Sie mit Verlusten rechnen. Machen Sie einen weiten Bogen um solche Angebote. Die schmerzhaften Erfahrungen aus jüngster Zeit belegen das. Sogar größere Anbieter gingen in die Insolvenz.

Wichtig!

Verwechseln Sie Tarife mit Vorkasse bitte nicht mit der Zahlung Ihrer monatlichen Abschläge für Strom und Gas. Diese sind so etwas wie „Anzahlungen“ auf die bereits gelieferte Energie und sorgen dafür, dass Sie mit Ihrer Jahresverbrauchsrechnung nicht alles auf einmal bezahlen müssen.

Verträge mit Boni fristgerecht kündigen

Unser Tipp: Angebote auf solche „Haken“ prüfen, Knoten ins Taschen­tuch! Viele Verträge muss man frist­gerecht kündigen, sonst kann die Sache sehr teuer werden! Und jedes Jahr einen neuen Anbieter zu suchen ist nicht eben spaßig.

Sitzender junger Mann schaut auf sein Tablet

Viele Ange­bote erscheinen günstig, weil sie einen Bonus vorsehen. Nur: Ist der garantiert und der Preis auch? Oder gilt der Bonus sowieso nur fürs erste Jahr? Und die Preis­garantie umfasst in aller Regel nur die Bestand­teile, die der Anbieter beein­flussen kann. Zwei Drittel bis drei Viertel aller Kosten liegen jedoch durch Steuern und Abgaben fest.

Bester Strom­anbieter oder Blender?

Kennen Sie den neuen Anbieter überhaupt, bringt er Empfeh­lungen mit, womit verdient er Ihr Vertrauen? Kleine Anbieter geben sich cool und trendy. Dahinter stecken oft Newcomer – unerfahrene Start-ups und kurzfristig orientiert. Dieses Geschäfts­modell muss scheitern, sobald es an Börsen und Märkten einmal turbu­lent zugeht. Das haben vor allem zu Beginn der Energie­krise viele Kunden schmerz­haft erlebt. Wer als Anbieter keine Erfahrungen mitbringt und ohne Kapital­decke dasteht, verab­schiedet sich sehr schnell auch wieder.

Böse Zungen nennen das ein Schnee­ball­system: Solange der Zustrom neuer Kund*innen anhält, sieht alles blendend aus. Doch die alten finan­zieren die verlockenden Boni und Prämien der neu Gewor­benen. Sobald die Kunden­zahlen stagnieren, bricht das System wie ein Karten­haus zusammen.

Spitzenreiter im Ranking– immer eine gute Wahl?

Vorm letzten Maus­klick: Haben Sie das Klein­gedruckte gelesen, Termine und Fristen? Bei Spitzen­plätzen inden einschlä­gigen Vergleichs­portalen schauen Verbraucher­schützer mindestens zweimal hin. Oft werden Äpfel mit Birnen verglichen, die Ersparnis für Kunden fällt tatsächlich viel geringer aus – die Provision für den Vermittler dagegen umso höher. Im Klartext: Gute Produkt­bewertungen können, wie bei Hotels und Reisen, vom An­bieter gekauft sein.

Paar liegt auf Boden vor Sparschwein

Versorger wechseln oder einfach bleiben?

Unsere Empfehlung: Im Zweifel ist der lokal verankerte Dienst­leister oder Regional­versorger womöglich doch der bessere, weil zuverlässigere Partner für Sie. Er bietet Service und Beratung zum effizienten Energie­einsatz, tut tatsächlich etwas für Klima und Umwelt, stärkt die Infra­struktur in Ihrer Stadt oder Region und sichert mit seiner regionalen Wert­schöpfung und Auftrags­vergabe viele zusätzliche Arbeits­plätze vor Ort. Beweisen muss er sein Engagement nicht nur in bunten und lauten Werbe­spots, sondern täglich vor der Haustür seiner Kundinnen und Kunden. Die wissen, woran sie bei ihm sind.

Symbolbild Männchen mit Fragezeichen

Gut zu wissen!

Schlechte Erfahrungen mit Energie-Discountern

Millionen Strom- und Erdgaskund*innen haben es bereits erlebt: So manches Schnäpp­chen vom Energie-Discounter entpuppte sich als Kostenfalle. Während der Energie­krise 2021/2022 haben einige von ihnen dem Ganzen noch die Krone aufgesetzt: Sie stellten ihre Lieferung ein, kündigten rechtswidrig bestehende Liefer­verträge einseitig, ließen die vorher heftig umworbene Kund­schaft in der Kälte und im Dunkeln sitzen. Wer im Voraus bezahlt hatte, guckte in die Röhre.

Die örtlichen Grund­versorger fingen diese Kund*innen ausnahms­los auf. So ist es gesetzlich vorgesehen. Stadtwerke und Regional­versorger wurden mit Anfragen überhäuft, doch solche Strom- und Gas­mengen konnten sie gar nicht auf Vorrat einkaufen. Kurz­fristig beschafft, also zum Tages­kurs an den Börsen gekauft, sind Strom und Gas immer am teuersten.

Unser gut gemeinter Rat: Ange­bote kritisch prüfen, sorgfältig auswählen! 

Frau schaut angestrengt auf Rechnung
Beratung mit Hände schütteln
Älteres Paar schaut auf zufrieden Tablet

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