Aber wie funktioniert die Virtual Reality Brille eigentlich?
In der rundherum abgeschirmten VR-Brille sind zwei hochauflösende Bildschirme mit hoher Bildwiederholrate verbaut. Sie präsentieren den User*innen eine virtuelle Welt in atemberaubender Klarheit. Auf beiden Displays wird dasselbe Bild angezeigt, nur perspektivisch leicht versetzt. Damit simuliert die VR-Brille das echte räumliche Sehen. Denn aufgrund der Position unserer beider Augen nimmt jedes für sich ein eigenes Bild der Wirklichkeit wahr. Erst im Gehirn laufen beide Sichten zusammen und werden als dreidimensionales Gesamtbild interpretiert. Surround-Kopfhörer sorgen für die authentische Geräuschkulisse und machen das virtuelle Erleben perfekt. Bei einer VR-Session können wir die Zeit und die Welt um uns herum vollkommen ausblenden.
Virtuelle Realität: perfekte Illusion in Echtzeit
VR-Brillen sind mit Sensoren bestückt, die unsere Bewegungen und Position im Raum verfolgen. Ein „Lidar-Sensor“ zum Beispiel sendet unsichtbare Laserstrahlen aus, um unsere Umgebung zu scannen und zu berechnen, wo wir uns gerade befinden. Mehrere Kameras nehmen die reale Welt um uns herum auf: Gehen wir einen Schritt vor auf dem Wohnzimmerparkett, so bewegen wir uns auch im digitalen Raum einen Schritt vorwärts. Drehen wir den Kopf nach oben oder zur Seite, verändert sich unsere virtuelle Perspektive.
Die Software bringt all das zusammen. Sie ist sozusagen das Programm, das die virtuelle Welt erzeugt und dafür sorgt, dass es sich anfühlt, als wären wir wirklich dort. Spiele, Lernsoftware und auch Simulationen von real existierenden Orten werden so zum Leben erweckt. Kurzum: Die VR-Brille öffnet Türen zu Welten, die für uns sonst unerreichbar wären. Sie verbindet Technologie mit unserer Vorstellungskraft und schafft ein Erlebnis, das manchmal fast wie Magie erscheint.
Wie viel kostet eine VR-Brille?
VR-Brillen galten lange Zeit als Spielzeuge für Computer-Nerds, die bereit sind, tausend Euro und mehr für ihr Hobby auszugeben. Das hat sich inzwischen geändert. Mit „Quest 2“ hat Meta – das Unternehmen hinter Facebook – die erste halbwegs erschwingliche VR-Brille auf den deutschen Markt gebracht. Kostenpunkt: knapp 300 Euro. Das Head-Set wird einfach an den PC oder an die Spielkonsole angeschlossen.
Sony bietet zu seiner PlayStation für rund 600 Euro ein ganzes VR-System mit Brille, Kopfhörer und Controller an. Die Fernbedienung, mit dem sich die Nutzer*innen durch die virtuelle Realität navigieren, ist bei den meisten VR-Head-Sets Standard, könnte aber bald überflüssig werden. Denn der Trend bei Hard- und Software geht hin zu Hand- und Fingertracking, sprich: der Steuerung allein über Körpergesten.
Augmented Reality: Digitale Inhalte und die echte Welt werden verbunden
Tech-Gigant Apple hat für Anfang 2024 seine eigene Augmented Reality Brille angekündigt. Ihr Name: Vision Pro. Vor den Augen der User*innen kann sie digitale Objekte in die reale Außenwelt einblenden. Das können natürlich auch die VR-Brillen der Konkurrenz. Nur: Während die auf den PC oder die Konsole angewiesen sind und nur als externer Bildschirm dienen, soll die Apple Vision Pro ganz eigenständig funktionieren.
Über die VR-Brille kann man all das tun, was mit jedem anderen Apple-Gerät auch geht: Nachrichten versenden, Videoanrufe machen, im Internet surfen … Mit einem Einführungspreis von 3.500 Dollar ist der „tragbare Umgebungs-Computer“ – so die nüchterne Produktbezeichnung von Apple – allerdings auch deutlich teurer als die Produkte der Konkurrenz. Eine Fernbedienung brauchen User*innen der Apple-Brille nicht. Gesteuert wird die Vision Pro mit Handgesten, Stimme und Augenbewegungen. Das Head-Set ist allerdings kabelgebunden, denn Apple hat das Batterie-Pack ausgelagert, um die Brille tragbarer zu machen. Ungewöhnlich ist das Display auf der Frontseite. Es zeigt die Augen des Users an, wenn andere Menschen in der Nähe sind. Die Brille wirkt dann durchsichtig.
Virtual Reality Brille – mehr als nur Gaming-Spaß
Bei VR-Games, in denen wir uns als Avatare durch digitale Universen bewegen, kann die VR-Technologie so richtig glänzen. Das zeigt auch der Verbrauchertrend: Computer- und Konsolenspiele gelten immer noch als der populärste VR-Anwendungsbereich. Kein Wunder: In der virtuellen Welt können wir fast überall emporklettern und uns entlanghangeln oder wie Stuntmen halsbrecherische Sprünge von Dach zu Dach machen. VR-Plattformen wie SteamVR, Meta, Viveport und PlayStation VR bieten dazu ihren eigenen Software-Kosmos mit einer riesigen Palette von Anwendungen und Spielen an.
Virtuelle Realität revolutioniert das Lernen
Virtual Reality ist mehr als ein Hightech-Spielzeug. Die simulierten Computerwelten haben das Potenzial, die Art und Weise, wie wir arbeiten, lernen und miteinander interagieren, von Grund auf zu verändern. In der Berufsbildung wird die VR bereits eingesetzt, um komplexe Arbeitsschritte zu vermitteln. Angehende Elektroanlagen-Monteur*innen können damit das sichere Arbeiten an Stromnetzen trainieren und Medizinstudierende Operationen simulieren. Patient*innen lernen mit der VR-Brille, ihre Flug- oder auch Höhenangst zu überwinden. Mit VR bekommen auch Menschen Zugang zu Lernerfahrungen, die ihnen etwa wegen eingeschränkter Mobilität oder aus sozialen Gründen sonst verwehrt blieben. Anstelle einer echten Reise können Sie zum Beispiel in Volkshochschulen an virtuellen Exkursionen teilnehmen.
Virtual Reality macht Geschichte erfahrbar
Vom Sofa aus den Mount Everest besteigen, ins Weltall aufbrechen oder im Indischen Ozean schnorcheln: Virtuelle Erlebnisse haben durch die Corona-Pandemie enormen Auftrieb bekommen. Touristikbehörden, Hotels und Museen weltweit bieten virtuelle Rundgänge an, bei denen Sie Ihr nächstes Urlaubsziel schon vor dem eigentlichen Reiseantritt kennenlernen können.
Die VR-Technologie eignet sich zudem wunderbar, um lokale Geschichte einem größeren Publikum nahezubringen. Beim VR-Projekt „Glückauf“ des WDR zum Beispiel können Sie virtuell in die Haut eines Bergmanns im 19. Jahrhundert schlüpfen und die Kohle mit der Hacke selbst aus dem Flöz hauen. Erschrecken Sie nicht, wenn direkt neben Ihnen ein dicker Gesteinsbrocken auf den Boden kracht! Im Trend liegen auch virtuelle Stadtführungen in die Vergangenheit. So versetzt das Schwebebahnmuseum Wuppertal seine Gäste bei einer VR-Tour in den Kaiserwagen zur Zeit der Stadtgründung anno 1929. Sie können sich umdrehen und aus allen Fenstern schauen. Bei der Mixed-Reality-Führung „Essen 1887“ laufen Sie mit einer VR-Brille und Kopfhörern GPS-gesteuert durch die Ruhrgebietsstadt. An bestimmten Punkten tauchen dann Hologramme auf: Menschen aus der Vergangenheit, die mit Ihnen reden. Kutschen, die über die Straßen fahren. Faszinierend, wie dabei die Grenzen zwischen der realen Welt und der virtuellen Welt verschwimmen.
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