Ampel verlässt bisherigen Pfad für CO2-Preis
Seit 2021 hat der Ausstoß von Kohlendioxid (CO2) einen Preis. Diesen bezahlen wir nicht nur, wenn wir mit Öl oder Gas heizen, sondern auch jedes Mal, wenn wir tanken. Bis 2025 soll sich der CO2-Preis und damit auch die CO2-Steuer jährlich erhöhen. Nur für 2023 hat die Bundesregierung wegen der stark gestiegenen Energiepreise infolge des Ukrainekriegs eine Ausnahme gemacht: In dem Jahr blieb der Preis stabil bei 30 Euro pro Tonne. Doch angesichts fehlender Milliarden im Haushalt verlässt die Bundesregierung nun ihren ursprünglichen CO2-Preispfad. Im Dezember einigten sich die Koalitionspartner darauf, ihn zum 1. Januar 2024 von 30 auf 45 Euro pro Tonne anzuheben. Ursprünglich waren 40 Euro geplant.
Im Haushaltsplan für 2024 der Bundesregierung klafft ein riesiges Loch von rund 17 Milliarden Euro. Aufgrund des Urteils des Bundesverfassungsgerichts zum Klima- und Transformationsfonds (KTF) fehlen außerdem 12 Milliarden Euro für den klimagerechten Umbau der Wirtschaft. Da die Regierung sich im Dezember 2023 wieder zur Einhaltung der Schuldenbremse bekannt hat, muss sie nun drastisch sparen. Eine der vielen Folgen ist, dass der CO2-Preis schneller steigt als erwartet.
CO2-Preis steigt: Was bedeutet das konkret?
Das Vergleichsportal Check24 hat ausgerechnet: Ein Musterhaushalt, der 20.000 Kilowattstunden Gas im Jahr verbraucht, bezahlt jetzt 20 Euro mehr. Diese kommen zu den 40 Euro, die ohnehin durch den höheren CO2-Preis fällig sind. Insgesamt steigen die Kosten für den Haushalt also um 60 Euro. Doch das ist noch nicht alles, auch andere Preisbestandteile beim Gas steigen.
Wichtig für Mieter: CO2-Preis wird geteilt
Wenn Sie zur Miete wohnen, muss Ihr Vermieter seit 2023 einen Teil Ihrer jährlichen CO2-Kosten übernehmen.
Lesen Sie dazu mehr bei Erenja.
Warum wird der die CO2-Steuer überhaupt erhoben?
Die CO2-Bepreisung ist Teil eines größeren Plans, um die klimaschädlichen Emissionen zu senken. Steigende Kosten für fossile Energien sollen sozusagen als Anreiz zum Energiesparen oder zum Umstieg auf klimafreundlichere Heizungen und Fahrzeuge wirken. Doch nicht immer ist dies für Verbraucher*innen eine realistische Option, etwa wenn in der Mietwohnung schon alle Sparmöglichkeiten ausgeschöpft sind oder kein Geld für Investitionen da ist. Wegen der hohen Energiepreise forderte die Verbraucherzentrale kurz vor Weihnachten 139 Euro Klimageld – als Einmalzahlung für jeden Bürger. Ein solches Klimageld, welches gezielt und langfristig geringere und mittlere Einkommen von den steigenden CO2-Kosten entlasten soll, steht übrigens als Konzept auch im Koalitionsvertrag der Ampelregierung.
Mehrwertsteuer für Gas wieder bei 19 Prozent
Der höhere CO2-Preis ist aber nur ein Teil des Gesamtkostenanstiegs, den viele Haushalte in diesem Jahr wohl verkraften müssen. Besonders krass wird sich die Rückkehr zum vollen Mehrwertsteuersatz beim Gas auswirken. Zur Erinnerung: Um Haushalte und Betriebe angesichts hoher Gaspreise zu entlasten, hatte die Bundesregierung die Mehrwertsteuer für den Energieträger am 1. Oktober 2023 befristet bis Ende März 2024 von 19 Prozent auf 7 Prozent gesenkt. Doch nun hat sie das vorzeitige Ende des Entlastungspakets eingeläutet, und seit dem 1. Januar wird wieder der volle Steuersatz erhoben. 2024 wird der vierköpfige Musterhaushalt allein dadurch im Schnitt 217 Euro mehr fürs Heizen berappen müssen, hat Check24 errechnet.
Auch Strom-Netzentgelte steigen stark
Bitter: Viele Haushalte in Deutschland müssen sich 2024 auch auf steigende Stromkosten einstellen. Weil der Netzausbau, der notwendig ist, um Strom von Regionen mit viel erneuerbaren Energien hin zu den Verbrauchern zu bringen, viel Geld kostet, steigen die Netzentgelte. Diese erheben die vier großen Betreiber der Stromübertragungsnetze. Zum 1. Januar 2024 haben sie die Entgelte von 3,12 Cent je Kilowattstunde (kWh) auf 6,43 Cent/kWh angehoben. Die Erhöhung sollten ursprünglich durch eine staatliche Subvention aufgefangen werden. Diese Hilfe wurde aber mit dem geänderten Haushalt gestrichen. Nach Berechnungen des Handelsblatts bedeutet das für eine Familie mit einem Verbrauch von 3.500 kWh jährlich 115 Euro Mehrkosten.
Geänderte Vorgaben werden schnellstmöglich umgesetzt
Die rund 1.000 Stadtwerke und regionalen Versorger in Deutschland müssen jetzt, ähnlich wie schon im vergangenen Jahr, die ad hoc geänderten Vorgaben für den Staat umsetzen. Dabei haben Sie keinen Handlungsspielraum, um ihre Kund*innen zu entlasten. Denn die Großhandelspreise für Strom und Gas liegen weiterhin noch deutlich höher als in den Jahren vor der Energiekrise. Die Chefin des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) Kerstin Andreae warnte im Dezember 2023 vor einem Dominoeffekt: „Wenn die Übertragungsnetzentgelte steigen, müssen auch die regionalen Verteilnetzbetreiber ihre Entgelte erhöhen.“ Die insgesamt gestiegenen Netzentgelte müssten die Energieversorger wiederum in ihre Preiskalkulation einrechnen und bereits angekündigte Preise erneut anpassen. Aufgrund der gesetzlichen Fristen sei dies nicht mehr zum 1. Januar 2024 möglich gewesen, werde aber schnellstmöglich nachgeholt.
Höhere CO2-Steuer: Jetzt kann sich ein Tarifwechsel lohnen
Mit einem Wechsel aus der teureren Grundversorgung in einen Sondervertrag wie zum Beispiel Erenja-Klimagas können Sie die Mehrkosten, die jetzt auf Sie zukommen senken. Was Sie beim Versorgerwechsel beachten sollten, erfahren Sie hier.
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