Seinen Strom selbst zu erzeugen schont das Klima und macht unabhängiger vom Energiemarkt. Eine Photovoltaikanlage kostet allerdings auch viel Geld. Für ein Kilowattpeak (kWp) Leistung kann man derzeit rund 1.400 bis 1.600 Euro rechnen. Ein Sonnenkraftwerk mit bis zu rund 10 kWp Leistung für ein durchschnittliches Ein- bis Zweifamilienhaus ohne Batteriespeicher kostet also um die 15.000 Euro. Damit sich die Investition rechnet, müssen ein paar Voraussetzungen erfüllt sein. Erenja beantwortet häufige Fragen von Solareinsteiger*innen und gibt Tipps, worauf sie bei der Planung ihrer Anlage achten sollten.
Photovoltaik: Welches Dach eignet sich für Solarenergie?
Rein rechnerisch sind in Deutschland Süddächer mit 30 Grad Dachneigung ideal für Photovoltaik (PV). Abweichungen von diesem Optimum führen aber nur zu geringen Ertragseinbußen, was daran liegt, dass heutige Solarmodule sehr effizient sind. Auch Anlagen mit einer Süd-Ost- bis Süd-West-Ausrichtung sind rentabel. Flachdächer eignen sich ebenfalls bestens für PV, vorausgesetzt ihre Statik trägt das Extragewicht. Die Solarmodule lassen sich dann über Montageständer, je nach Bedarf, optimal zur Sonne ausrichten.
Ost-West-Dach erhöht effiziente Selbstnutzung
Obwohl der Bund im Juli 2022 höhere Einspeisevergütungen für Neuanlagen festgesetzt hat, bleibt es dabei: Hausbesitzer*innen verdienen besser damit, den preiswerten Strom vom eigenen Dach selbst zu nutzen, als ihn ins Netz einzuspeisen. Wer also nicht den reinen Sonnenstromertrag, sondern seinen lukrativen Eigenverbrauch maximieren möchte, profitiert sogar von einer Ost-West-Ausrichtung. Zwar werden damit nur 80 bis 90 Prozent des Ertrags einer Südanlage erzielt, doch der Strom wird dann erzeugt, wenn er gerade gebraucht wird: morgens und nachmittags, wenn alle zu Hause sind und munter den Kaffeeautomaten nutzen, Haare föhnen, Geschirr spülen, Wäsche waschen und trocknen, Musik streamen, Games spielen …
PV Speicher verdoppelt lukrativen Eigenverbrauch
Um eine PV-Anlage wirtschaftlich zu betreiben, gibt es ein bewährtes Mittel: die Erhöhung des Eigenverbrauchs. Erfahrungsgemäß lassen sich in einem Einfamilienhaus aber nur etwa 25 bis 30 Prozent des während der Sonnenstunden erzeugten Stroms direkt selbst nutzen. Mit einem Speicher können die Bewohner*innen ihre lukrative Eigenverbrauchsquote auf 50 bis 75 Prozent erhöhen. Dadurch muss weniger teure Energie aus dem Netz bezogen werden. Das gute Gefühl hat allerdings erst mal seinen Preis: Bei der typischen 10-kWp-Solaranlage fürs Einfamilienhaus nebst Batteriespeicher ist man schnell bei Investitionskosten von 20.000 Euro oder mehr.
Eigenverbrauch optimieren – PV smart nutzen
Um den Eigenverbrauch zu erhöhen, kommt es auf das richtige „Timing“ und das Mitdenken aller Hausbewohner*innen an. Grundsätzlich sollten Großgeräte wie Waschmaschine, Trockner oder Geschirrspüler beim Süddach verteilt über die Mittagsstunden laufen, wenn der Solarertrag am höchsten ist. Vernetzte Smart-Home-Geräte, die mit der Solaranlage und dem Batteriespeicher kommunizieren, machen den Eigenverbrauch komfortabler, denn sie passen sich automatisch an die PV-Stromerzeugung an. Sogar Wetterprognosen werden berücksichtigt: Soll sich die Sonne erst am Nachmittag zeigen, wartet das Smart-Home-System mit dem Anstellen der Waschmaschine. Das funktioniert auch, wenn man nicht zu Hause ist.
Heizen mit dem Überschuss der PV-Anlage
Obwohl eine PV-Anlage im Jahresmittel weniger Strom liefert, als man im Haushalt verbraucht, entstehen tagsüber Überschüsse, die sich nicht selbst nutzen lassen. Eine elektrische Wärmepumpe mit intelligenter Steuerung bietet sich hier als Abnehmer an. 10 bis 15 Prozent ihres Betriebsstroms kommen dann direkt vom Dach.
Mit einem Batteriespeicher kann die umweltfreundliche Heizung abends und nachts ebenfalls mit Solarstrom betrieben werden. Alternativ lässt sich die Photovoltaikanlage mit einem Pufferspeicher kombinieren. Darin wird das Wasser tagsüber mit überschüssigem Solarstrom möglichst stark aufgeheizt und die Wärmepumpe kann pausieren – so lange die Temperatur im Pufferspeicher höher ist als die Vorlauftemperatur des Heizwassers. Den Überschussstrom kann man damit zwar nicht speichern, aber die Wärme lässt sich noch ein paar Tage lang zum kostenfreien Heizen oder Duschen nutzen.
Das Elektroauto mit Solarstrom laden
Energie, die nicht im Haushalt oder für die Wärmepumpe gebraucht wird, kann auch zum Laden des E-Autos tagsüber genutzt werden. Das geht besonders bequem und effizient mit einem sogenannten „dynamischen Lastmanagement“. Dabei kommuniziert ein intelligenter Stromzähler (Smart Meter), der den aktuellen Hausverbrauch misst, kontinuierlich mit der intelligenten Wallbox in der Garage. Diese erkennt den aktuellen Überschuss der PV-Anlage und passt die Ladeleistung immer wieder genau daran an. Erst wenn alle Verbraucher im Haus versorgt und das E-Auto geladen ist, wird PV-Strom ins Netz gespeist. So kann man auch ohne Batteriespeicher möglichst viel eigene grüne Energie zum Fahren nutzen.
Bildnachweis:
AdobeStock_291586012
AdobeStock_413551836
AdobeStock_181417879
AdobeStock_25079522
AdobeStock_295713811
AdobeStock_565891698
AdobeStock_301709454
AdobeStock_77336245