Wie viel kWh pro Tag sind normal?
Viele Menschen wissen gar nicht, ob sie im Verhältnis eher viel oder wenig Strom verbrauchen – und kennen deshalb auch ihr eigenes Einsparpotenzial nicht. Laut Statistik des Verbraucherportals Stromspiegel nutzt ein Vierpersonenhaushalt im Einfamilienhaus im Jahr durchschnittlich 4.000 Kilowattstunden (kWh) Strom. (Muss noch das Wasser mit Strom erwärmt werden, werden es deutlich mehr.) Pro Person verbraucht jedes Familienmitglied also umgerechnet etwa 2,7 kWh am Tag. Eine vierköpfige Familie oder eine WG im Mehrfamilienhaus lebt sparsamer: 2.900 kWh beträgt ihr durchschnittlicher Stromverbrauch, nur knapp 2 kWh pro Person und Tag. Das führt uns direkt zu der Frage, für wie viel eigentlich 1 Kilowattstunde Strom reicht.
Was kann man mit 1 kWh Strom machen?
Mit einer Kilowattstunde Strom können Sie im Alltag die unterschiedlichsten Dinge tun. Jedes der folgenden Beispiele entspricht etwa einer kWh Strom. Die Werte können je nach Leistung des Geräts und der Art der Nutzung variieren.
- 1 warmes Mittagessen für vier Personen kochen,
- 2 Hefekuchen im Ofen backen,
- 33 Tassen Kaffee in Filtermaschine brühen,
- 9 Liter Tee mit einem elektrischen Wasserkocher bereiten,
- 130 Scheiben Brot toasten,
- 1 Maschine 60-Grad-Wäsche waschen,
- 60 Minuten auf mittlerer Stufe staubsaugen,
- 2.000-mal elektrisch rasieren,
- 15 Hemden bügeln,
- 30 Minuten Haare föhnen,
- 140 Stunden eine LED-Lampe brennen lassen
- 100 Stunden Radio hören
- 6,7 Kilometer E-Auto fahren,
- 16 Stunden am Desktop-PC arbeiten,
- 50-mal das Smartphone aufladen.
Vieles davon müssen oder wollen wir machen, wie etwa Kaffee kochen, rasieren oder am PC arbeiten. Aber im direkten Vergleich zeigt sich, dass es im Haushalt sehr viel Sparpotential gibt. Denn die Waschmaschine verbraucht beispielsweise die eine kWh Strom auch dann, wenn sie nur halb voll ist. Und die Wäsche wird wahrscheinlich auch bei 30 Grad sauber.
Einfach erklärt: Wie viel ist eine Kilowattstunde?
Ob Computer, Staubsauger oder Waschmaschine: Bei fast allen E-Geräten ist die Rede von kW, also Kilowatt. Manchmal aber auch von Kilowattstunde, kurz kWh. Was ist eigentlich der Unterschied?
Leistung
Die physikalische Einheit Kilowatt (kW) gibt die elektrische „Leistung“ eines Gerätes an. „Kilo“ steht für die Zahl 1.000. Ein Kilowatt entspricht also 1.000 Watt – benannt nach dem schottischen Erfinder James Watt (1736 – 1819). Vereinfacht gesagt: Je mehr Energie zum Beispiel ein Fernseher in einem Moment aufnimmt, desto mehr Watt hat er – desto mehr kann er also „leisten“.
Arbeit
Kilowattstunde (kWh) ist ein Maß für die „Arbeit“. Sie entspricht der Energie, die ein Gerät mit einer bestimmten Leistung über einen bestimmten Zeitraum hinweg verbraucht. Zum Beispiel dann, wenn Sie 6 Stunden lang Serien in Full HD streamen. Immer noch zu abstrakt? Dann hilft vielleicht eine Sportmetapher: Die „Leistung“ drückt aus, wie schnell ein Sprinter ist – also, was er kann. Läuft er auf diesem Höchstlevel eine Stunde lang, dann steht die Kilowattstunde (kWh) für seinen Energieverbrauch während des ganzen Sprints. Den Unterschied macht also die Zeit. Dafür steht das „h“ (lateinische Abkürzung für „Hora“ = Stunde).
Stromverbrauch
Was Ihr Fernseher „kann“ ist das eine. Wie lange das Gerät an ist und Strom verbraucht, das andere. Im Alltag ist die elektrische Arbeit also der „Verbrauch“, wobei die elektrische Leistung angibt, wie schnell verbraucht wird. Auch der Jahresverbrauch auf Ihrer Stromrechnung wird in Kilowattstunden (kWh) ausgewiesen.
Interessante Vergleiche:
Hätten Sie vermutet, dass …
- 1-mal Ofenkartoffeln backen genauso viel Strom kostet, wie 4-mal Kartoffeln mit reichlich Wasser im geschlossenen Topf auf einem sparsamen Induktionsherd garen?
- 5 Minuten duschen mit einem elektrischen Durchlauferhitzer im Bad mehr Strom verballert, als 6 Stunden Heimkino in Full HD gucken?
- 130 Scheiben Toastbrot rösten weniger Strom verbraucht, als 15 Hemden bügeln?
- Gaming-Laptops nur halb so viel Saft aus der Steckdose ziehen wie Gaming-PCs.
- eine Ladung Wäsche mit einem Kondenstrockner trocknen so viel Strom verbraucht, wie 140 Tassen Filterkaffee in der Maschine brühen?
- Geschirrspülen in der Maschine rund ein Drittel weniger Strom kostet als Handabwasch?
Hinschauen beim Stromverbrauch lohnt sich also. Manchmal macht es schon sehr viel aus, einfach ein anderes Gerät zu nutzen. Der Wasserkocher erhitzt Wasser deutlich effizienter als Herdplatte oder Ceranfeld. Das Paar Aufbackbrötchen auf den Toaster zu legen, statt es in den Ofen zu schieben, spart ebenfalls Kilowattstunden. Und die Pizza wird in der Mikrowelle mit Backofen-Funktion genauso knusprig wie in der großen Röhre.
Kühlschrank oder Föhn: Wer zieht am meisten Strom?
Die Leistungsaufnahme eines modernen Kühlschranks liegt bei 80 bis 180 Watt. Das klingt im Vergleich zu Haartrocknern, die meist um die 2.000 Watt aufnehmen, geradezu mickrig. Dafür aber läuft der Kühlschrank 24/7 durch – wenngleich der Kompressor nicht die ganze Zeit arbeitet, sondern erst wenn das Gerät kurz davor ist, seine Kühlleistung zu verlieren. Rechnet man dies alles mit ein, so zieht ein mittelgroßer Kühlschrank der besten Effizienzklasse A (früher A+++) in einem Jahr rund 90 bis 125 Kilowattstunden (kWh) Strom. Das ist erstaunlich wenig. Ältere Geräte von Anfang der 2000er-Jahre verbrauchen locker dreimal so viel Strom.
Also ungefähr so viel wie ein 2.000-Watt-Haartrockner, der jeden Tag eine halbe Stunde lang genutzt wird – was nicht übertrieben lange ist, wenn man Teenager im Haus hat. Der Stromverbrauch des Föhns summiert sich so auf satte 365 kWh im Jahr. Vielleicht hilft hier der elterliche Rat, die Föhndauer etwas zu verkürzen. Das funktioniert, wenn man die Haare vorher gut ausdrückt und an der Luft vortrocknen lässt. Und wenn der Föhn dann irgendwann den Geist aufgibt, sollten sich die Eltern unbedingt für ein Modell mit Blauem-Engel-Siegel und weniger Leistung entscheiden. Denn eine hohe Heizleistung bedeutet nicht automatisch, dass die Haare schneller trocken werden.
Sofort Strom sparen leicht gemacht
Im Stromspiegel erfahren Sie mit wenigen Kicks, ob Ihr Stromverbrauch im grünen oder roten Bereich liegt – und was Sie mit welchen Maßnahmen sparen können. Das durchschnittliche Einsparpotenzial liegt nach Berechnungen des Verbraucherportals bei rund 240 Euro im Jahr. Einer der größten Stromfresser im Haushalt ist häufig die Warmwasserbereitung. Geschieht diese nicht zentral über die Heizung, sondern elektrisch mit einem Durchlauferhitzer in Bad und Küche, erhöht sich der Stromverbrauch im Schnitt um 1.100 Kilowattstunden im Jahr. Für diese Haushalte lohnt es sich deshalb, einen Sparduschkopf einzubauen oder auch kürzer zu duschen.
In der Küche spart man schnell, wenn man ohne Vorheizen backt oder den Herd vorzeitig abstellt und mit der Restwärme weiterkocht. Der Austausch des alten Kühlschranks gegen einen energiesparendes A-Klasse-Modell ist ebenfalls eine Spar-Option. Auf jeden Fall sollten Sie das Extra-Kühlgerät im Keller, das die meiste Zeit nicht genutzt wird, stilllegen. Die Wäsche bei niedrigen Temperaturen zu waschen und möglichst viel auf dem Wäscheständer zu trocknen, bringt ebenfalls einen sofortigen Spareffekt. Und im Einfamilienhaus lohnt es sich auf jeden Fall, die alte Heizungspumpe gegen ein elektronisch geregeltes Gerät austauschen. Viele weitere Spartipps finden Sie hier.
Wollen Sie genauer wissen, was einzelne Geräte in Ihrem Haushalt leisten und verbrauchen, empfiehlt sich ein Strommessgerät. Es misst den aktuellen Stromverbrauch, kann aber auch den Verbrauch über einen bestimmten Zeitraum anzeigen. Praktischerweise können Sie sich ein Strommessgerät bei der Verbraucherzentrale vor Ort ausleihen.
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